»Regina Conrad und Bettina Sitte«
Veranstaltungsdetails
Ausstellungseröffnung und Konzert
Zeit: Samstag, 8. Juni 2024, 15.00 Uhr
Rubrik: Ausstellung
Bilder: Bildergalerie zur Veranstaltung
Tipp: Ausstellung vom 8. Juni bis 28. Juli 2024
Vorbesichtigung ab 14.00 Uhr.
Regina Conrad: Rosa trifft Schwarz
Malerei und Collagen
Regina Conrad trat bereits im Ost-Berlin der 1980er Jahre mit rein abstrakten Bildkompositionen hervor. Eine subtile Farbigkeit und eine große poetische Ausstrahlung bestimmen bis heute ihr Werk. In ihrer Malerei reflektiert sie nicht selten Hörerlebnisse musikalischer Werke und bedient sich dabei auch selbst musikalischer Strukturen. Häufig rhythmisiert sie ihre Bildoberflächen und setzt Farben oder zeichenhafte Formen kontrapunktisch ein. So schafft sie malerische Klangräume von großer emotionaler Dichte und kontrastiert deren Transparenz mit kräftigen Farbakkorden.
Bettina Sitte: Ruhe und Bewegung
Alte und neue Werke für Violine solo
Bettina Sitte erhielt mit fünf Jahren ihren ersten Geigenunterricht. 1973 bis 1978 studierte sie an der Dresdner Musikhochschule bei Prof. Ingolf Brinkmann und war ab 1976 Meisterschülerin bei Prof. Gustav Schmahl in Leipzig. Bereits unmittelbar nach ihrem Studium wurde Bettina Sitte erste Geigerin des Rundfunksinfonieorchesters Berlin. Schon sehr früh hat sich die mehrfach preisgekrönte Musikerin intensiv auch mit Kammermusik beschäftigt. Sie spielte u.a. im Clara Schumann Trio und in der Akademie für Alte Musik, trat aber auch mit Duo- oder Soloprojekten hervor.
Aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung
Von Albrecht Henkys
Ich zitiere aus Rainer Maria Rilkes Buch „Worpswede“ aus dem Jahre 1903:
„Es ist nicht der letzte und vielleicht der eigentümlichste Wert der Kunst, dass sie das Medium ist, in welchem Mensch und Landschaft, Gestalt und Welt sich begegnen und finden.
In Wirklichkeit leben sie nebeneinander, kaum voneinander wissend, und im Bilde, im Bauwerk, in der Symphonie, – mit einem Worte: in der Kunst, scheinen sie sich wie in einer höheren Wahrheit zusammenzuschließen, aufeinander zu berufen, – und es ist, als ergänzten sie einander zu jener vollkommenen Einheit, die das Wesen des Kunstwerks ausmacht.
Unter diesem Gesichtspunkt scheint es, als läge das Thema und die Absicht aller Kunst in dem Ausgleich zwischen dem Einzelnen und dem All, – und als wäre der Moment der Erhebung, der künstlerisch-wichtige Moment, derjenige, in welchem die beiden Waagschalen sich das Gleichgewicht halten.“
…
Diese immer wieder mal zitierten Sätze – vielleicht in den acht Wänden der Dannenwalder Kirche heute erstmals zu hören – sind auf die bildnerische Kunst Regina Conrads und das musikalischen Ausdrucksvermögen von Bettina Sitte gleichermaßen anzuwenden. Mehr noch: Rilkes Sätze machen auch sinnfällig, was beide Künstlerinnen, was ihrer beider Kunst miteinander verbindet.
In Regina Conrads poetisch-abstrakter Malerei ist es immer wieder auch die Musik, die ihr Inspiration gibt, und deren Gestaltungsmittel sie adaptiert, indem sie in ihren Bildern Hörerlebnisse reflektiert und sich dabei musikalischer Strukturen bedient: Sie rhythmisiert ihre Bildoberflächen oder setzt Farben und zeichenhafte Formen kontrapunktisch ein.
Man muss kein Synästhetiker sein, um vor Augen oder vor Ohren zu haben, was Farbklänge in der Malerei und musikalische Klangfarben bedeuten. Düstere oder strahlende Töne, transparente Klänge oder kräftige Farbakkorde, feine Linien oder pastose Klangräume, Harmonie oder Dissonanz – all das kann sich zu etwas Höherem fügen und uns das Erlebnis von Einmaligkeit vermitteln.
Diese Erhebung, von der Rilke spricht, kann angesichts der Bilder von Regina Conrad und der Musik von Bettina Sitte kaum eindrucksvoller als hier in diesem Ort zur Wirkung gelangen. Wie geschaffen erscheint dieser, wie aus der Welt gefalle Kirchenraum für den glücklichen Zusammenklang zweier Künstlerinnen, die die Erregungen ihres inneren Seins sichtbar und hörbar werden lassen.
Walter Benjamin definiert die Aura der Kunst als „einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie auch sein mag“. Ich möchte hinzufügen: Wie beglückend kann es sein, wenn das Ferne, vielleicht sogar Fremde uns plötzlich ganz nahe kommt! Hören Sie also und schauen Sie, und fühlen Sie sich – mit Rilke gesprochen – für ein Weilchen mit der Welt im Gleichgewicht!
Hinweis: Ab dem 8. Juni bis zum 29. September 2024 ist die Kirche jeweils von Donnerstag bis Samstag von 13 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, wir freuen uns aber über Spenden für unsere Arbeit.